Stille Nacht, Heilige Nacht. Ich bin wieder auf dem Darss und hier ist es zumindestens an Weihnachten ziemlich still. Es ist so still, dass man gut Distanz zu heute üblichem Weihnachtskult und Kommerz finden kann.
Mit der Distanz geht es in diesem Jahr schon gut los, weil ich die Weihnachtstolle, nein den original Dresdener Christstollen zu hause vergessen habe. Dabei hieß unser Weihnachtsmotto im Seeadler lange "Stolle zum Frühstück..". Damit war auch gemeint etwas später zu frühstücken als sonst.
Vor kurzem gab es sogar eine Fernsehsendung mit Uwe Steimle zum Thema : " Weihnachten ohne Stolle ist wie.."
Da dachte ich noch, das kann mir dieses Jahr nicht passieren .....
Alle Jahre wieder, nehme ich an diesen Tagen ein liebgewonnenes Buch über Weihnachtsbräuche in Mecklenburg und Vorpommern zur Hand. Es heißt " Schimmelreiter, Knapperdachs und Weihnachtsmann" und Henry Gawlick hat es geschrieben.
Vor Hundertfünfzig Jahren feierte man Weihnachten auch hier noch ganz anders als heute.
Raue Gesellen wie Rugklaas, Bullkater oder Kinnjes, begleitet von Schnappbock und Schimmelreiter suchten die Menschen mit allerlei derben Späßen heim.
Diese verkleideten Gestalten erhielten übrigens Geschenke anstatt sie zu verteilen !
Aha, später gab es ja von Otto einen Sketch, wo die Fee drei Wünsche frei hatte. Vermutlich geht das auch darauf zurück.
Über alle sich wandelnden Bräuche und Inhalte von Weihnachten und seinen Vorgängerfesten spielte immer auch der Zyklus von Festen und Fasten eine große Rolle.
Nach Martini am 11.11 begann ab 14. November die alte sechswöchige Fastenzeit vor Weihnachten......
Weihnachten selbst, wie auch zu anderen Festen, ging es dann ans große Futtern.
" Wiehnachtsabend ist Vullbuksabend" lautete die Devise, früher wie heute.
Was aß die ärmere Landbevölkerung zu dieser Zeit, welche Leckerein wünschten Kinder sich vor 100 Jahren ?
Pfeffernüsse und Äpfel.
Es gab braune und weiße Pfeffernüsse.
Es gab braune und weiße Pfeffernüsse.
In einem Rezept für "Stralsunder Pfeffernüsse" aus dem Pommerschen Kochbuch von 1925 heißt es :
"2 Pfund Sirup und 2 Pfund Zucker werden gekocht, 50 Gramm Pottasche in Wasser aufgelöst dazu getan,
5 Pfund Weizenmehl schüttet man in eine tiefe Schüssel, pflückt 200 g Butter darunter und gießt den kochenden
Sirup und Zucker darüber und rührt vorsichtig durch.
Dann stößt man 8 Gramm Nelken, ebensoviel englisch Gewürz, 16 g Zimt, 8 Gramm Kardamom, 4 Gramm Muskatblüte, reibt 2 Zitronen ab, und knetet dies alles in den Teig, von dem mann fingerdicke Rollen macht, die Nüsse abschneidet und in mäßiger Hitze bäckt."
Englisch Gewürz könnte eine Jauch-Frage sein. Selbst bei Tante Google muss man noch etwas intensiver suchen um herauszufinden, das damit Piment gemeint ist.
Mit der angebenen Menge kann man sicher eine mindestens 20 köpfige Familie bebacken.
Ich habe es auf 350 Gramm Mehl runtergerechnet, was eineinhalb Herdbleche ergab.
Ich habe es auf 350 Gramm Mehl runtergerechnet, was eineinhalb Herdbleche ergab.
Die Rezepteangaben für weisse Nüsse sind etwas spärlicher gehalten, aber in der Formulierung sehr interessant.
Pfeffernüsse weiße von 1893 : 2 Pfd. Mehl, 24 Pfg, 2 Pfd. Zucker 64 Pfg., 1 Citrone, Mandeln 30 Pfg.,
8-10 Eier, 1 Erbse groß Hirschhorn, 15 Pfg,
1 Paket Backpulver, umkehren in Ei und Hagelzucker
Gelesen, gebacken und schon hat man eine historische Leckerei zum Buch.
Warum das Gebäck nun Nüsse heißt wird auch verständlich. Die braunen Pfeffernüsse werden bei diesem Rezept nach dem Erkalten steinhart. Also eine Nuss zum knacken. In einer Dose mit einem Apfel deponiert
könnten sie bis Ostern auch wieder weich werden.
Was wegen der vergessenen Stolle über Weihnachten auch nicht hilfreich ist.
Die Lösung für dieses Problem findet sich auch in der Heimat des Stollen.
Was macht nur der Sachse im fernen Vorpommern zu Weihnachten ohne Stolle und mit harten Pfeffernüssen ?
Nun, er ditscht sie in den Gaffee. Süße sinse ooch.
Wie die Glocken, die nun klingen.
Frohe Weihnachten !
Merry Christmas ! Vrolijk Kerstfeest!Joyeux Noel !Buon Natale !God Jul !Feliz Navidad !
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